Patrick Murnig
Der Gründer der Institution „JumpandReach“ und Altmehrerauer Mag. Patrick Murnig über Vergangenes, Spitzensport, Vorbilder und Werte.
„Vorbilder schaffen Orientierung“
Patrick, du warst von 1986 bis 1994 Schüler am Collegium Bernardi und hast auch hier maturiert. Wie hast du deine Zeit als Schüler erlebt?
Es war im Nachhinein eine tolle Zeit! ;-) => Als Schüler bist du diesbezüglich zeitweise ja auch manchmal anderer Meinung. ;-). Es gab viele verbindende Elemente wie das gemeinsame Mittagessen, Studium oder auch die sportlichen Möglichkeiten.
Das „Studium“ war auch für uns Halbinterne meistens lustig, waren doch dafür alle teilweise in einem „Saal“ zusammengesessen. Es gab in der Zeit schon eine lässige sportliche Infrastruktur mit der Sporthalle, den Rasenplätzen und vielen anderen Optionen für Freizeitaktivitäten.
Für interne Schüler, mit den großen Schlafsälen für die ersten Klassen in den Unterstufen, war es vielleicht doch noch spezieller.
Wenn du im Speisesaal, an deinem Tisch um das Essen „gerittert“ hast ;-) und es gleichzeitig wichtig war, Jahr für Jahr, näher an die „Speiseausgabe“ ;-) heranzurücken.
Skiwochen in Serfaus, Wien- und Romreise, alles spezielle Erlebnisse in unterschiedlichen Altersstufen.
Auch ich habe schlussendlich maturiert ;-) und mit einem „Käpplefest“ und unserer Maturareise das letzte Jahr abgeschlossen.
Mir persönlich hat die Mischung gut gefallen und es war immer eine familiäre Stimmung unter uns Schülern, größtenteils auch mit den meisten Lehrern ;-), natürlich auch mit manchen Reibereien oder Unstimmigkeiten, ABER letztlich immer mit einem Zusammenhalt – eben wie in einem größeren Familienverband.
Was ist dir besonders in Erinnerung geblieben? Gibt es besondere Ereignisse, an die du gerne zurückdenkst?
Wie gesagt, es gibt so viele Geschichten, aber dafür müssten wir ein Podcast machen ;-) und manche kann/sollte man eh nicht erzählen ;-)
UND ja, in der 6. Klasse haben wir noch hin gefiebert auf den Tanzkurs in der 7. mit den Mädls aus der Riedenburg ... ;-) mit einem Get-together über den legendären unterirdischen Tunnel, der die beiden Schulen verbindet. Das war dann natürlich auch ein einschneidendes Erlebnis und vor allem – für uns zumindest – super lustig, mit unserem „Rhythmusgefühl“ ;-).
Unser Leitbild trägt folgende Vision als Botschaft: „Tradition. Innovation. Veränderung. – Mehrerauer/-in zu sein ist eine Lebenshaltung. Unsere Schüler/- innen reifen zu Persönlichkeiten, die die Welt verändern.” Du selbst sagst, dass man mit Talent allein, aber ohne Persönlichkeit, nur selten bestehen kann, gerade auch im Spitzensport. Liegt in dieser Erkenntnis der Schlüssel zum Erfolg?
Ja, das stimmt, aber man kann auch z. B. beim Thema „Einstellung“ überpacen und es nicht merken. Talent gehört ja eigentlich auch zu deiner „Person“, aber es ist toll, wenn dir jemand aufzeigt, wie du mit deinem Talent am besten umgehst bzw. es weiter entwickeln kannst.
Es ist definitiv so, dass in der Persönlichkeitsentwicklung viel Potential liegt. Bestenfalls hast du jemand, der dich dabei begleitet und der Empathie und die Fachkompetenz besitzt, diese individuellen Potentiale auch zu fördern und zu fordern.
Aber der wahre Schlüssel zu einer stabilen Entwicklung liegt für mich in der vermittelten und gelebten Wertehaltung. Diese bildet ein Fundament, das uns zufriedener und besser an unseren Zielen arbeiten lässt.
Brauchen Kinder und Jugendliche heutzutage Vorbilder mehr denn je? Welche Persönlichkeit hat dich auf deinem Lebensweg besonders geprägt?
Ja natürlich! Vorbilder schaffen ORIENTIERUNG und das wiederum gibt Selbstvertrauen und Stabilität.
Die Pandemie zeigt uns unsere Schwächen schonungslos auf. Die Kinder waren und sind mitunter generell die großen Verlierer dieser Krise. Sie haben keine Stimme.
Im Sport fehlte, durch nicht stattfindende Trainings in Fußball, Handball oder anderen Sportarten, den Kids nicht nur die Bewegung, sondern viel mehr auch der „Soziale Aspekt“ und das „Miteinander“.
Es gibt sicher unterschiedliche Menschen und Persönlichkeiten, die mich geprägt haben: Jung, alt, Frau, Mann - du nimmst ständig etwas mit, du kannst von jedem lernen.
Im positiven Sinne waren das bei mir bis jetzt im Nachhinein gesehen immer besonders jene Menschen, die von einer gewissen Form von Empathie, Herzlichkeit, einer bodenständigen Persönlichkeit, zum Teil mit unternehmerischen Skills und einer spürbaren Werthaltung geprägt waren.
Dazu gehörten sicher Herr Mateschitz, Stephan E. Moser, Niki Lauda, ... aber auch über all die Jahre einige meiner Mitarbeiter und Sportler wie Stefan Kraft, Michael Hayböck und drei - vier mehr.
Umgekehrt prägen dich natürlich auch Menschen im negativen Sinne - da lernst du quasi fürs Leben. Das sind Erfahrungen, die brauchst du eigentlich nicht UND es ist vorteilhaft, wenn du sie gar nicht machst.
Es würde einfach helfen, wenn du jemanden hast, dem du glaubst, dass es diese gibt und der dich bestmöglich vorbereitet, wenn sie doch in dein Leben treten.
Früher haben Spitzensportler oft vermittelt bekommen, dass nur der 1. Platz zählt und dass man es nur mit einer „gesunden“ Portion Egoismus an die Spitze schaffen würde. Du und dein Team von „JumpandReach“ coachen viele erfolgreiche Athletinnen und Athleten aus den verschiedensten Sportarten. Welche Werte vermittelt ihr den jungen Talenten und inwieweit sind diese auch im alltäglichen Leben gültig?
Die Vermittlung von Werten, ein respektvoller, loyaler, freundschaftlicher und verantwortungsvoller Umgang miteinander sowie die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit waren von Beginn an zum einen eine Herzensangelegenheit, aber auch das wichtigste Fundament meiner Arbeit mit den Sportlern. Stefan Kraft und Michael Hayböck sind nur ein Beispiel aus vielen in unserer JumpandReach-Familie das zeigt, dass man auch als Teamplayer sehr viel, wenn nicht alles, erreichen kann. Michi Hayböck ist seit gut elf Jahren Teil unserer Family, Stefan seit über zehn. Beide haben sich im Skispringen mehr als einen Namen gemacht und das immer unter Einhaltung gewisser Werte und immer mit dem Teamgedanken. Werte wie RESPEKT, FAIRNESS, FREUNDSCHAFT, LEIDENSCHAFT, MUT, VERTRAUEN stehenin meiner Arbeit mit Sportlern, Vorständen aus der Wirtschaft bzw. Wirtschaftstreibenden immer im Mittelpunkt und bilden die Basis der gemeinsamen Arbeit. Diese Werte sind weit über den sportlichen Alltag hinaus zu gebrauchen und sind so auch essentiell wichtig für den Umgang mit den Mitmenschen im Alltag.
Zusammen mit kompetenten Kooperationspartnern fördern wir am Collegium Bernardi Mädchen und Jungen in den Schwerpunktsportarten Fußball, Handball und Segeln. Wir schaffen somit optimale Bedingungen, sich neben den schulischen Aufgaben auch in der gewählten Sportart weiterzuentwickeln. Zu deiner Schulzeit gab es diese Kooperation noch nicht. Glaubst du, du hättest von diesem System profitieren können?
Natürlich!! Es wäre ein richtiger Boost gewesen. Es hätte ein Mehr an zielgerichteter Struktur bedeutet. Professionalisierung. Ich habe in Hard Fußball gespielt und es wäre auch für einen „nicht“-Aka-Spieler ein perfekter Mehrwert gewesen. Soweit ich den Einblick habe, scheint das sportliche System durchdacht und toll vernetzt und auf die vorarlbergerischen Gegebenheiten zugeschnitten, damit besteht ein cooles Fundament, welches immer weiterentwickelt werden kann.
Als Fußballer warst du als Vertrags-Amateur für den FC Tirol aktiv und standest knapp davor, in die Profiliga zu wechseln, was leider nicht klappte. – Rückschläge und Niederlagen sind in der Welt des Sports leider keine Ausnahme, sondern an der Tagesordnung. Was würdest du unseren jungen Sporttalenten raten, wie man mit (möglichen) negativen Erfahrungen am besten umgehen soll?
Mit Niederlagen und Verletzungen umzugehen heißt zum Beispiel in meiner Coachingarbeit schnell, professionell und sachlich zu analysieren, sich neu aufzustellen und schon wieder nach vorne zu schauen! Was bringt es, sich lange mit der Niederlage zu beschäftigen!?
Bestenfalls bekomme ich aber schon vorher die richtigen Inputs und Impulse zum richtigen Zeitpunkt, dann kann ich eventuell schon einige persönliche Niederlagen vermeiden. Dazu brauche ich die richtige Begleitung, die mir hilft, mehr und mehr „Orientierung“ und Struktur in meine persönliche Entwicklung zu bringen.
Ehrlich gesagt war es bei mir die grundlegende, fehlende Einstellung. Nur ich habe niemanden gehabt, der mir das zu diesem Zeitpunkt eindringlich vermittelt, bzw. einen Weg aufgezeigt hat. Also keine Niederlage und kein Rückschlag, sondern auch Ahnungslosigkeit ;-)))
Mit deiner Initiative „Kids (e)Motion“ vermittelst du in diversen Sportprojekten schon seit vielen Jahren Kindern den Spaß an der Bewegung und am Sport. Weshalb ist dir das so wichtig?
Wir engagieren uns seit vielen vielen Jahren im Sinne der Vorbildwirkung für Kinderprojekte und dafür, Kinder in Bewegung zu bringen“ und ihnen den Spaß an der Bewegung zu vermitteln.
Der Grund ist banal – ich sehe das als unsere Verpflichtung, etwas für jene zu tun, die am meisten Freude damit haben, bzw. davon am meisten profitieren können!!!
=> Der Mensch, und da vor allem Kinder, LERNEN von jenen, auf die sie „aufschauen“. Aus diesem Grund müssen wir unserer Verantwortung bewusst sein, die wir Erwachsenen in dieser Hinsicht allgemein tragen, für die Mitglieder der JumpandReach- Familie bedeutet das einfach - Zeit schenken.
Die Mehrerau hat sich über die Jahre immer wieder verändert und dem Zeitgeist angepasst. Die Einführung eines Sportzweiges, die Aufnahme von Mädchen und die neue Ausrichtung der Oberstufe mit den Schwerpunkten Mensch, Gesundheit, Soziales und Natur sind nur einige wichtige Eckpunkte der vergangenen Jahre. Was sollte deiner Meinung nach die „Schule von morgen“ unbedingt können?
Die Eckpunkte klingen toll. Aus der Erfahrung heraus wäre es wichtig, den Themen Persönlichkeitsentwicklung und Werte möglichst viel Augenmerk zu schenken. Es bildet das Fundament für ein Mehr an persönlicher Sicherheit, Selbstvertrauen und Orientierung. Es wäre vielleicht eine perfekte weitere Essenz zur Verwirklichung eurer Vision und des Leitbilds.
Factbox:
Werdegang:
Fußball Vertragsamateur - FC Tirol 1996
Brand Manager – Red Bull
Gründer von „JumpandReach“
Das mache ich in der Freizeit am liebsten:
Etwas mit Freunden - von Karten spielen bis Tennis, Golf, Mountainbiken oder Grillen ;-)
Dieses Motto gefällt mir:
Make it with Pride, Spirit and Passion
Das möchte ich an dieser Stelle noch anbringen:
Umgib dich mit Menschen, die dir guttun!
Bregenz, im April 2022