Anna Bereuter

Vier Jahre lang Mehrerau, erstes Mädchen mit Einsatz in der AKA-U15-Liga, im österreichischen Frauen-A-Nationalteam, Altmehrerauerin: Anna Bereuter über ihre Zeit am Collegium Bernardi und ihre Zukunft.

„You can’t stop the waves, but you can learn to surf“

Anna, du hast dich 2015 nachweislich als erstes Mädchen in der Geschichte der Mehrerau am Collegium Bernardi angemeldet und letztes Jahr auch hier maturiert. Was hat dich zu diesem Schulwechsel bewogen und welche Rolle spielte dabei die Fußballakademie? Wie hast du deine Zeit als Schülerin erlebt und inwiefern hat dich diese Erfahrung geprägt?

Die Fußballakademie hat für mich damals eine sehr große Rolle gespielt. Den Fußball in dieser Art und Weise mit der Schule zu verbinden ist hier in Vorarlberg einzigartig.

Meine Schulzeit würde ich als sehr vielseitig beschreiben. Zuerst einmal musste ich mich in der Männerwelt zurechtfinden und durchsetzen, ehe ich meinen Platz gefunden habe. Aus dieser Erfahrung konnte ich sehr viel für mein Leben mitnehmen.

Seit gut einem Jahr stehst du beim Serienmeister SKN St. Pölten unter Vertrag. Obwohl du nun im entfernten Niederösterreich trainierst, wirst du sicherlich auch das ein oder andere vom Collegium hören, zumal einer deiner ehemaligen Klassenkameraden gerade sein Freiwilliges Soziales Jahr hier absolviert. Was geht dir dabei durch den Kopf, und wie denkst du im Nachhinein über die Öffnung der Schule für Mädchen ab 2016?

Ich vermisse es, durch die Gänge zu schlendern, meine Zeit mit Freunden aus der Schule zu verbringen und einen klar strukturierten Tagesablauf zu haben. Es ist schade, dass man die Schulzeit erst zu schätzen lernt, wenn es schon zu spät ist.

Das Collegium Bernardi bietet die idealen Voraussetzungen für junge Sportlerinnen und Sportler, um sich fußballerisch, aber auch menschlich weiterzuentwickeln. Das Training mit den Jungs ist sehr wertvoll, wenn es um die körperliche als auch geistige Entwicklung geht. Aus diesem Grund bin ich auch sehr froh über die Öffnung der Schule für Mädchen.

Anfang 2021 wurdest du das erste Mal in A-Nationalteam einberufen und nahmst gleich zu Beginn an einem zehntägigen Trainingslehrgang der Frauen ÖFB-Auswahl in Malta teil. Wie kommt man so weit und wie fühlt sich das internationale Parkett an?

Ich denke Ehrgeiz, Wille und vor allem Spaß spielen hierbei eine große Rolle. Es war ein unglaubliches Erlebnis mit den ganz Großen am Platz stehen zu dürfen. Ich konnte viele neue Eindrücke gewinnen und vieles aus den zehn Tagen in Malta mitnehmen.

Von welchen Spieler- und Trainerpersönlichkeiten konntest du – persönlich wie fußballtechnisch – am meisten lernen?

Eine sehr schwierige Frage: Jeder Trainer/Spieler hat seine ganz eigenen Qualitäten, die er an die Spielerinnen weitergibt. In jedem Abschnitt meiner bisherigen Karriere (Auswahl, Akademie, Bundesliga) konnte ich von meinen Trainern/Mitspielern sehr vieles lernen, was mich heute zu der Spielerin macht, die ich bin.

Verletzungen und leider auch Niederlagen oder Rückschläge stehen in jedem Sport an der Tagesordnung. Wie gehst du mit (möglichen) negativen Erfahrungen um?

Verletzungen wie auch Niederlagen sind immer unangenehm, das steht fest. Ich persönlich denke, dass alles aus einem Grund passiert. Deshalb probiere ich immer das Beste aus jeder Situation zu machen. Wie man so schön sagt: „Man lernt eine Zeile aus einem Sieg und ein Buch aus einer Niederlage.“

 Den Medien ist zu entnehmen, dass du ein Studium für Sportwissenschaften an der Uni Wien gestartet hast. Wie schätzt du die Wichtigkeit für Spitzensportler/-innen ein, sich neben der sportlichen Karriere rechtzeitig um ein zweites berufliches Standbein zu kümmern?

 Im Sport kann es leider immer vom einen auf den anderen Tag vorbei sein. Aus diesem Grund ist es in meinen Augen sehr wichtig, sich schon früh ein zweites Standbein neben dem Fußball aufzubauen.

Wie oft kommst du in Zeiten von Corona und Reisebeschränkungen in deine Heimat Vorarlberg? Was machst du dann so, wenn du zuhause bist, und was vermisst du besonders?

Ich komme so oft wie möglich nach Hause, ab und zu auch nur für einen Tag. Am meisten vermisse ich die Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden. Wenn ich mal zu Hause bin, versuche ich so viel Zeit wie möglich mit allen zu verbringen, sodass niemand zu kurz kommt.

Welche Tipps und Ratschläge kannst du den Schülerinnen und Schülern des Collegiums gerade in Zeiten, die gesellschaftspolitisch und wirtschaftlich herausfordernd sind, mit auf den Weg geben?

Mein Tipp ist es, trotz den ganzen Umständen bemüht an die Sache ranzugehen und das Bestmögliche herausholen. Genießt die Zeit in der Schule, solange es geht.

Wo siehst du dich, Anna, in zehn Jahren? Welche Pläne für die Zukunft verfolgst du?

In zehn Jahren werde ich hoffentlich schon wieder in Vorarlberg leben und auch arbeiten. Ich würde gerne im Frauenfußball aktiv bleiben, um den Mädels die bestmöglichen Chancen auf eine große Karriere zu ermöglichen. Es ist noch viel Zeit bis dahin und ich bin gespannt, was sich in dieser Zeit noch alles ergibt!

 
Factbox:

Das „nervt“ mich am meisten:      

Schmatzen beim Essen

Das mache ich in der Freizeit am liebsten:        

Zeit mit Freunden verbringen, Spazieren gehen, Essen

Hobbys: 

Fußball, Basketball, Brett/Kartenspiele spielen, …

Lieblingsspeise:

Erdbeer-Topfenknödel mit Brösel

Lieblingsgetränk:

Wasser

Lieblingsfarbe:

Blau, lila

Lieblings-Location:

Strandbad Lochau

Dieses Motto gefällt mir:

„You can’t stop the waves but you can learn to surf“

Das möchte ich an dieser Stelle noch anbringen:

Am wichtigsten ist es Spaß und Freude zu haben.

Eine kleine Anekdote (aus der Schulzeit):

Ich denke gerne zurück an lustigen Stunden mit meinem Sitznachbarn.

 

Bregenz, im April 2022

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